Erschreckende Fotos von Ozeanen voller Plastik begegnen uns jeden Tag in den Medien. Und obwohl immer mehr Einwegplastik verboten wird, produzieren wir von Jahr zu Jahr mehr Plastikmüll. Dabei kann jeder von uns schon mit ein paar kleinen Schritten den persönlichen Plastikmüll reduzieren. In diesem Artikel werfen wir gemeinsam einen Blick ins Badezimmer und geben dir sechs Tipps, wie du durch die Nutzung alternativer Produkte Müll vermeiden kannst.
Inhalt
Plastik – Eine Gefahr für unsere Umwelt
Im Dezember 2018 beschloss das EU-Parlament das Verbot von Einwegplastik. Einweggeschirr und -besteck, Strohhalme und andere Wegwerfartikel dürfen demnach ab 2021 nicht mehr in europäischen Supermärkten verkauft werden. Und auch Plastiktüten sind seit 2016 Jahren in Deutschland kostenpflichtig. So erfreulich diese Entwicklungen auch sind, ein Blick auf die Realität ist weiterhin erschreckend: 322 Millionen Tonnen Plastik werden weltweit pro Jahr hergestellt – und in den nächsten zwanzig Jahren soll sich diese Menge noch einmal verdoppeln.
Fast täglich erreichen uns Bilder in den Medien von qualvoll verendeten Walen und anderen Meeresbewohnern, die durch Plastik in den Meeren gestorben sind. Die „größte Müllhalde“ der Welt befindet sich im Nordpazifik zwischen Hawaii und Kalifornien und ist viermal so groß wie Deutschland.
Miniklein und trotzdem gefährlich: Mikroplastik
Doch nicht nur die großen, offensichtlichen Plastikverpackungen sind eine Gefahr für unsere Umwelt. Sogenannte Mikroplastik, wie sie z. B. in Kosmetika oder Peelings als Bindemittel genutzt wird, ist nicht minder gefährlich.
Die millimeterkleinen Kunststoffpartikel gelangen über unser Abwasser schließlich ins Meer und werden dort von den Meeresbewohnern gefressen. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 330.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. Sie konnten bereits in Fischen, Muscheln und anderen Tieren nachgewiesen werden – und im Jahr 2018 sogar erstmal im Darm von Menschen!
Es wird Zeit, etwas zu tun!
Angesichts solcher Zahlen beschäftigen sich immer mehr Menschen damit, wie sie Müll in ihrem Alltag vermeiden können. Doch das ist oft einfacher gesagt, als getan. Im Supermarkt sind Produkte nicht selten doppelt und dreifach verpackt – plastikfreie Alternativen sind nicht so leicht zu finden. Doch es gibt sie, man muss nur wissen, wo man sie finden kann!
Müll vermeiden im Badezimmer – Unsere Tipps
Besonders im Badezimmer fällt häufig eine Menge Plastikmüll an. Duschgels, Shampoo, Deo, Kosmetik und Hygieneartikel – fast nichts kommt ohne aus Plastik aus. Dabei gibt es mittlerweile einige Alternativen, mit du Plastik im Badezimmer vermeiden kannst. Und das ganz einfach ohne großen Aufwand.
Wir haben hier sechs Tipps für dich zusammengestellt, mit denen zukünftig Plastik aus deinem Badezimmer verbannen kannst.
Tipp 1: Deocreme
Steht man im Drogeriemarkt vor dem Regal mit den Deodorants, wird man von der riesigen Auswahl an Sprays und Roll-ons fast erschlagen. Doch nachhaltig sind von ihnen nur die wenigsten, denn die meisten Sprühdosen bestehen aus Metall und Plastik. Außerdem enthalten Deos klimaschädliche Treibhausgase. Und dann wären da auch noch die in vielen Produkten enthaltenen Aluminiumsalze, die gesundheitschädlich sein können.
Eine Alternative zum herkömmlichen Deospray sind Deocremes. Sie sind häufig in einem Glasbehälter oder einer Metalldose verpackt, die wiederverwendet werden können. Die meisten Herstellerfirmen verzichten außerdem auf problematische Inhaltsstoffe wie Aluminium, Mineralöle und Konservierungsmittel. Deocremes sind außerdem sehr ergiebig und halten daher in der Regel sehr lange. Die Anwendung ist einfach: Entnehme mit dem Finger ein bisschen der Creme und reibe dir diese unter die Achseln. Fertig.
Übrigens ist beim Umstieg von herkömmlichen Deos auf natürliche Produkte ein bisschen Geduld gefragt, denn der Körper braucht um die zwei Wochen, um sich umzustellen. Danach steht ein gutes Cremedeo der Wirkung eines herkömmlichen Deos aber in nichts nach.
Tipp 2: Zahnputztabletten
Herkömmliche Zahnpasta ist nicht nur in Plastik verpackt, sie enthält auch Weichmacher und Konservierungsstoffe. Noch ein Nachteil bei der herkömmlichen Zahnpasta: man bekommt die Tuben so gut wie nie richtig leer. Eine Studie hat herausgefunden, dass je nach Marke bis zu 10 Prozent des Inhalts einer Tube weggeworfen werden.
Zahnputztabletten als Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zum Zähneputzen steckst du dir einfach eine Zahnputztablette in den angefeuchteten Mund und zerkaust die Tablette, bis ein leichter Schaum entsteht. Damit putzt du dir dann wie gehabt die Zähne.
Die ersten Mal wird sich das noch etwas merkwürdig anfühlen, vor allem weil die Zahnputztabletten nicht wie gewohnt schäumen. Doch du wirst sehen: du wirst dich schnell an diese Art des Zähneputzens gewöhnen und nach dem Putzen fühlen sich deine Zähne unvergleichlich glatt an.
Zahnputztabletten kannst du von verschiedenen Herstellerfirmen kaufen. Eine der bekanntesten ist Denttabs, die Zahnputztabletten sowohl mit als auch ohne Fluorid anbieten. Über Amazon bekommt man Denttabs derzeit leider nur in einer Plastikdose. Die Firma arbeitet jedoch schon an einer Alternative, die ab Februar 2019 bei dm zu kaufen sein soll. Hast du einen Unverpackt-Laden bei dir in der Nähe, kannst du dir die benötigte Menge Denttabs dort direkt in ein Glas abfüllen und umgehst den Verpackungsmüll. Alternativ kannst du Denttabs im Glas auch online über Original Unverpackt bestellen.
Tipp 3: Bambus-Zahnbürsten
Wo wir schon einmal bei der Mundhygiene sind, kommen wir gleich zum Thema Zahnbürste. Zahnärztinnen und -ärzte empfehlen, die Zahnbürste spätestens alle drei Monate zu wechseln. Jeder Mensch in Deutschland verbraucht also pro Jahr im Schnitt 4 Zahnbürsten. Hochgerechnet auf die Einwohnerzahl Deutschlands, macht das eine Menge gebrauchter Zahnbürsten, die jedes Jahr auf dem Müll landen.
Herkömmliche Zahnbürsten bestehen jedoch aus verschiedenen Kunststoffen und auch die Borsten sind üblicherweise aus Nylon. Doch es gibt mittlerweile nachhaltige Alternativen: Bambuszahnbürsten.
Bambuszahnbürsten wie die von die von Hydrophil und pandoo bestehen – wie der Name schon sagt – aus Bambus. Dieser gehört zu einem der am schnellsten nachwachsenden Rohstoffen auf unserer Erde – innerhalb von 36 Stunden wächst er bis zu einen Meter! Außerdem ist Bambus wasserabweisend und splittert nicht. Ein großes Plus im Vergleich zu herkömmlichen Zahnbürsten: Bambus wirkt antimikrobiell, also gegen Krankheitserreger im Mund.
Hat man sich erst einmal an das andere Material gewöhnt, steht eine Bambuszahnbürste einer herkömmlichen Zahnbürste in nichts nach. Die Zahnbürsten kommen außerdem in einer plastikfreien Verpackung und sehen dazu noch richtig schön aus! Kaufen kann man die alternative Zahnbürste mittlerweile in vielen Drogeriemärkten, im Bioladen oder im Internet.
Tipp 4: Festes Shampoo und Spülung
Auch beim Haare waschen gibt es mittlerweile eine gute Alternative zum herkömmlichen Shampoo aus der Plastikflasche: festes Shampoo, auch Shampoo Bars genannt. Festes Shampoo sieht aus wie ein Stück normale Handseife. Die Benutzung ist denkbar einfach: reibe das Stück ein paar Mal zwischen deinen feuchten Händen, bis sich Schaum bildet und schäume dir damit wie gewohnt deine Haare ein. Mit warmem Wasser gründlich ausspülen, fertig.
Genau so wie bei einem herkömmlichen Shampoo gibt es auch bei festem Shampoo eine Auswahl für verschiedene Haartypen. Egal ob feines, schuppiges oder schnell fettendes Haar, test dich durch das Angebot und du wirst bestimmt bald einen Favoriten finden!
Wenn du nach der Haarwäsche gerne eine Spülung verwendest, dann musst du darauf auch nicht verzichten. Denn auch hier gibt es mittlerweile verpackungsfreie Alternativen in fester Form.
Noch gibt es festes Shampoo oder Spülung eher selten bei den üblichen Drogeriemärkten. In Bioläden, im Unverpackt-Laden sowie in Seifenmanufakturen oder dem Internet solltest du aber auf jeden Fall fündig werden.
Tipp 5: Seifenstück zum Händewaschen und Duschen
Was vor 50 Jahren noch gang und gäbe war, ist in den meisten Haushalten von der Flüssigseife verdrängt worden: das gute alte Stück Seife. Während die flüssige Variante in der Regel in Plastikspendern oder -flaschen verpackt ist, ist die Stückseife in der Regel nur in Papier eingepackt oder sogar unverpackt zu bekommen.
Wichtig bei fester Seife ist die richtige Lagerung. Am besten eignet sich dafür eine Seifenschale, bei der das Wasser ablaufen kann, so dass die Seife schnell trocknet. So verhinderst du, dass sich Bakterien auf der Seife ablagern. Beachtest du diese Regel, ist ein Seifenstück übrigens nicht unhygienischer als Flüssigseife.
Feste Seifenstücke bekommst du zum Beispiel im Drogeriemarkt oder Unverpackt-Laden. Mittlerweile gibt es aber auch Internet zahlreiche Manufakturen, die die Seifenstücke in liebevoller Handarbeit herstellen – die Seifen sehen nicht nur richtig gut aus, sondern werden auch in den verschiedensten Formen und Geruchsrichtungen angeboten. Egal ob zum Händewaschen, als Gesichtsreinigung oder für den Körper – Seifen gibt es für die verschiedensten Anwendungsbereiche. Bekannte Herstellfirmen sind zum Beispiel Sauberkunst oder Manna.
Wenn du auf Flüssigseife nicht verzichten möchtest, dann bekommst du diese auch zum Abfüllen in einem Unverpackt-Laden in deiner Nähe. Unser Tipp: Fülle dir am besten gleich eine große Glasflasche ab, so hast du gleich einen Vorrat zu Hause und musst nicht ständig für Nachschub sorgen.
Tipp 6: Alternative Monatshygiene
In ihrem Leben verbraucht eine Frau durchschnittlich zwischen 10.000 und 17.000 Tampons und Binden. Weltweit werden jedes Jahr 45 Milliarden (!) Binden und Tampons verbraucht und landen dann auf dem Müll. Wusstest du, dass Tampons und Binden durch ihre Plastikbestandteile etwa 500 Jahre brauchen, um zu verrotten?
Menstruationstassen sind eine müllsparende Alternative zu herkömmlichen Binden oder Tampons. Die Cups bestehen in der Regel aus medizinischem Silikon. Sie werden nach der Benutzung gereinigt und können immer wieder verwendet werden. Zusätzlich wird das Infektionsrisiko im Vergleich zu Binden und Tampons verkleinert.
In der Anschaffung ist eine Menstruationstasse zunächst etwas teurer – eine Tasse kostet zwischen 20-40 Euro. Bei guter Pflege kann die Tasse jedoch über Jahre verwendet werden – so hast du das Geld schnell wieder raus!
Nicht jede Frau kann sich mit der Benutzung einer Menstruationstasse anfreunden. Wenn auch du dir nicht sicher bist, ob das das richtige für dich ist, dann kannst du dir überlegen, auf Bio-Tampons umzusteigen. Diese bestehen zu 100 Prozent aus zertifizierter Bio-Baumwolle, sind biologisch abbaubar und kompostierbar. Zwar haben auch sie aus hygienischen Gründen eine Plastikverpackung, kommen aber zumindest ohne Kunststoffe aus.
Müll vermeiden: Jeder Schritt zählt!
Wie du siehst, ist es gar nicht so schwer, im Badezimmer Müll zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Mit relativ wenig Aufwand kannst du viele deiner bisherigen Produkte auf eine nachhaltigere Alternative umstellen. So reduzierst du nicht nur deinen Müll, sondern schonst auch die Umwelt und nicht zuletzt auch deine Gesundheit.
Und auch wenn es sich im Hinblick auf die globale Situation nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein anfühlt: jeder Schritt zur Vermeidung von Plastik ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und wer weiß: vielleicht werden ja auch deine Freunde und Familie auf deine Produkte aufmerksam und du inspirierst sie dazu, das ein oder andere Produkt einmal auszuprobieren? Je mehr Menschen nachhaltige Produkte von den Herstellfirmen fordern, desto größer wird der Druck auf die Industrie, sich mit nachhaltigen Alternativen zu beschäftigen.
Welche nachhaltigen Produkte nutzt zu bereits in deinem Alltag? Hast du vielleicht noch weitere Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Buchempfehlung: „Ohne wenn und Abfall“
Wenn du noch mehr zu den Themen Nachhaltigkeit und Müllvermeidung im Alltag lesen möchtest, dann wird dir bestimmt das Buch „Ohne wenn und Abfall“ von Milena Glimbovski gefallen. Sie hat damals in Berlin mit gerade einmal 22 Jahren den ersten Unverpackt-Laden Deutschlands gegründet und damit den Grundstein für viele weitere verpackungsfreie Läden gelegt.
Milena Glimbovski erzählt in dem Buch nicht nur ihre Geschichte mit allen Höhen und Tiefen, sondern gibt auch praxisnahe Tipps für ein nachhaltigeres Leben. Gespickt mit Anleitungen und Rezepten zum Selbermachen ist das Buch ein toller Einstieg für alle, die sich mit dem Thema Müllvermeidung und Minimalismus auseinander setzen wollen.
Kurse rund ums Thema Nachhaltigkeit
Du interessierst dich für alles rund um das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Dann haben wir hier ein paar Kurse, die vielleicht spannend für dich sein könnten:
KLOOC „Nachhaltige Entwicklung“
In diesem kostenfreien Online-Kurs gibt dir die TU Kaiserslautern einen spannenden Einblick in ihre Foschung zum Thema nachhaltige Entwicklung. Du lernst die Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung besser zu verstehen und lernst verschiedene Lösungskonzepte dafür kennen. An Beispielen wird dir gezeigt, wie Nachhaltigkeit in verschiedenen Disziplinen wie bspw. Produktentwicklung, Energie oder Architektur praktisch umgesetzt wird.
Zum Kurs „Nachhaltige Entwicklung“
KlimaMOOC
Dieser spannende, kostenfreie Online-Kurs vom WWF und dem Deutschen Klima-Konsortium widmet sich dem Thema Klimawandel. Dass dieser da ist, lässt sich nicht bestreiten. Doch was heißt das eigentlich konkret für uns? Wie genau wird sich das Klima zukünftig verändern? Und wie funktioniert eigentlich das Klimasystem? Diese und viele weitere Fragen werden im KlimaMOOC von den führenden Klimaforscherinnen und -forschern Deutschlands beantwortet.
Umweltorientiertes Management
Für alle, die sich für umweltorientiertes Management in Unternehmen interessieren, ist dieses Selbstlernkurs genau das richtige! Du lernst, was umweltorientiertes Management genau ist und wie es sich in deinem Unternehmen konkret umsetzen lässt. Der Kurs zeigt dir außerdem, wie du konkrete Maßnahmen entwickeln kannst. Für gerade einmal 50 € bekommst du eine Menge Input und sechs Monate lang Zugriff auf den Kurs!
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Danke für diesen tollen Blog. Macht weiter so.
Vielen Dank für den tollen Artikel. Bezüglich nachhaltiger Monatshygiene möchte ich noch auf ein paar weitere Alternativen hinweisen. Ich finde die Idee von Menstruationstassen genial, habe diese auch schon ausprobiert. Ich musste aber feststellen, daß das nichts für mich ist (ich habe auch noch nie regelmäßig Tampons verwendet). Als nachhaltige Alternative gibt es zum Beispiel auch Periodenunterwäsche, das ist Unterwäsche die Tampons und Binden ersetzen kann. Als weitere Idee kann ich auch Naturschwämme nennen, welche auch Tampons und Slipeinlagen ersetzten können. Natürlich gibt es dann auch noch noch die klassischen Stoffbinden (z.B. Kulmine, die Klassiker) 😉
Danke für den guten und ausführlichen Artikel. Einige deiner Tipps kommen sicherlich bald zur Anwendung.