Mein digitales Ich: Interview Joachim Sucker und Nina Oberländer

Wie virtuell geht die Realität? Joachim Sucker und Nina Oberländer sind die Gesichter des neuen mooin-MOOC „ Mein Digitales Ich„. „Demokratie braucht digitale Grundbildung“ ist ihr Credo und ein starker Antrieb. Zum Start des Kurses mit dem Hashtag #ichMOOC haben sich die beide den Fragen von oncampus gestellt.“

Seit wann seid ihr in den Sozialen Netzwerken unterwegs?

Joachim Sucker: 2008, zuerst in Xing, dort habe ich eine VHS-Marketing-Gruppe gegründet. Das war echte Pionierarbeit. Dann Twitter, FB und zuletzt G+.

Nina Oberländer: Und ich seit 2009 – hört sich irgendwie an wie „seit gerade eben“, oder? Aber in sechs Jahren ist enorm viel passiert.

Wie sieht denn euer “digitales ich” aus?

Joachim: Ich poste fast ausschließlich berufliches zu Bildungsthemen. Digitale Lernsetting, digitale Gesellschaft oder Online Marketing sind meine Fachgebiete. Wer mich ausgoogelt erfährt viel über mich. Mein Online-Ich erwacht morgens um 7 Uhr und geht gegen 19 Uhr oft offline. Richtig Privat bin ich in Chats in FB und Quip.  Ich habe noch nie im Netz gespielt, irgendwie komisch, oder?

Nina: Meins ist vielschichtig. Eben authentisch. Ein Abbild meines Kohlenstoff Ichs. Es gibt aber Bereiche meines Lebens, die ich ganz bewusst nicht ins Netz spiegele. Und ich merke, mein digitales Ich braucht genauso Pausen wie mein Arbeits-Ich, mein Mutter-Ich oder meine ganzen anderen Ichs.

Was war der Moment, in dem euer digitales ich geboren wurde?

Nina: Ich erinnere mich gut an diesen Moment: es war bei Facebook. Ich hatte mehrere Einladungen bekommen und stand dem sehr skeptisch gegenüber. Nach einer bestimmten Einladung konnte ich nicht mehr ablehnen und ich habe mich angemeldet. Es hat mich umgehauen. So viele Freunde von früher auf einem Haufen – es war wie eine Zeitreise an alle Orte meiner Jugend und Kindheit gleichzeitig. Da ich in meiner Kindheit alle vier Jahre in einem anderen Land gelebt habe, sind das viele Orte und ganz verschiedene Menschen. Das war ein Zoom durch mein Werden, digital und im Schnelldurchlauf. Ein tolles Gefühl mit so vielen Menschen wieder vernetzt zu sein, was vor Facebook nicht ging. Letztendlich bin ich dadurch beim vernetzten Lernen oder Social Learning gelandet.

Joachim: Bei mir war es mein erster Twitter-Tag. Ich habe auf eine Beschwerde über die VHS Hamburg geantwortet. Die Reaktion war toll. Die Beschwerde spielte keine Rolle mehr, der Mensch war absolut begeistert, dass die Hamburger VHS auf seinen Tweet direkt reagierte. Da war mir klar, dass da was geht. Kommunikation heißt einfach, offen sein und zwar nach Möglichkeit überall. Auf dem Marktplatz vor Ort oder im Web. Nicht überall muss ich selbst aktiv sein, aber zuhören ist wichtig.

Dann hat jemand auf einen Tweet von mir im Rahmen des “MOOC Maker Course“ geantwortet. Da fühlte ich mich von der digitalen Bildungsgemeinschaft angenommen und von da an waren MOOCs mein Thema.

Was bedeutet Volkshochschule für euch?

Joachim: VHS ist Bildung von unten. Volksbildung und VHS wird in der digitalen Gesellschaft noch wichtiger. Denn um die digitale Grundbildung für Erwachsene kümmert sich keiner. Es gibt viele, die darüber reden, aber es selber machen, da sind wenige dabei.

Nina: Volkshochschule hat ein verstaubtes Image – in manchen Aspekten vielleicht auch zurecht. Aber Lebenslanges Lernen wird in Zukunft noch viel wichtiger werden. Um mit den schnellen Veränderungen in unserer Umwelt gut zurecht zu kommen brauchen wir Menschen den Austausch und auch Anleitung und Impulse zur Orientierung. Wie Joachim sagt, kümmert sich da kaum jemand praktisch drum. Dafür ist Volkshochschule ein prima Konzept. Deswegen finde ich, dass Volkshochschule sich dem Thema Digitalisierung der Gesellschaft dringend annehmen muss. Mit dem ichMOOC wollen wir in diese Richtung aufbrechen.

Volkshochschule bringe ich jetzt nicht wirklich mit digitalen Welten zusammen. Wie passt das?

Joachim: Die 918 Volkshochschulen machen schon insgesamt viel im digitalen Bereich. Was uns fehlt ist die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit dafür. Wir sind kommunal finanziert und aufgestellt. Wir lernen erst, diese Verwaltungsgrenzen für unsere Kunden zu überschreiten. Und digital Grundbildung hört nicht an der Stadtgrenze auf. Wenn in 15 Jahren 40% unserer Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt sind, wer bereitet die Menschen auf dieses Szenario vor? Die Bildung und natürlich auch die Erwachsenenbildung. Das wird auch unser VHS-Auftrag sein. VHS heißt nicht darüber reden, sondern in die Praxis gehen. Wir starten gerade mit einer Gruppe das Projekt „Erweiterte Lernwelten“, hier sollen die weiteren Projekte für einen größeren Aufschlag aufgelegt werden.

Nina: Ich bin eigentlich nur wegen der digitalen Welt zur VHS gekommen. Mit der Bewerbung zur Online Redakteurin bei der Bremer VHS. Und gelockt hat mich die Konzeptionierung der Soziale Media Profile der VHS. (lacht) Aber ich verstehe, was du meinst. Nach dem ichMOOC könnt ihr sehen, dass es eigentlich ganz gut passt. Ich finde genau diese Spanne von groß und digital bis klein und regional verortet, eben ichMOOC und MOOCbars ist genau wo ich VHS in Zukunft sehe.

Wo seid ihr mal ganz undigital?

Joachim: Von Januar bis März beim Holz sägen und -hacken im Wald, wenn der Wintervorrat angeschafft wird. Beim Rennradfahren in der schleswig-holsteinischen Schweiz und ganzjährig am Ostseestrand und wenn die Familie ruft.

Nina: Wenn ich meine Comics lese, die lese ich ausnahmslos nur auf Papier. Ich würde jetzt noch gerne sagen: Natürlich IMMER, wenn ich mit Freunden essen gehe oder mit meinen Kindern rede, aber da müssten die jetzt laut lachen.

Joachim Sucker

Projektleitung, Moderator verschiedener Netzwerke auf XING oder G+. ehemaliger Marketingleiter der Hamburger Volkshochschule.
Joachims digitales Ich ist zu finden unter:

Blog
Twitter: @Joachim_Sucker
Xing

Nina Oberländer

Konzeptentwicklung beim ichMOOC. Online-Redakteurin der Bremer Volkshochschule und dort Vorkämpferin für das Digitale. Mutter von drei digital natives.
Ninas digitales Ich ist zu finden unter:
Twitter: @noberlaender
Xing 

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